2016•056 - T E X T:
kam auch noch das Pech dazu.“ Diese
Negativseite möge heute einmal ausgeklammert
bleiben, gleichwohl aber kam
mir doch der Gedanke, Euch ein paar
positive Aspekte sozusagen als Ankerpunkte
für die Zukunft zu nennen. Dazu
fiel mir ein Buch ein, das ich vor einiger
Zeit gelesen hatte und in dem ein junger
Doktor der Psychiatrie sich auf den Weg
macht, um nach den Ursachen des Glücks
und damit auch des Glücklichseins zu forschen.
Es ist das Buch des französischen
Schriftstellers Francois Lelord und lautet
„Hektors Reise oder die Suche nach dem
Glück“, ein überaus empfehlenswertes
kleines Büchlein, von dem die Literatin
Elke Heidenreich geschrieben hat: „Wenn
man dieses Buch gelesen hat – ich schwöre
es – ist man glücklich.“
Wer es lieber anders mag, kann sich diese
liebenswürdige Geschichte übrigens
auch als Hörbuch oder neuerdings sogar
in einer recht einfühlsamen Verfilmung,
obwohl dies dennoch in meinen Augen
noch immer nicht die Qualität des literarischen
Vorbildes besitzt, zu Gemüte
führen: Es lohnt sich aber auf jeden Fall.
Dieser junge Hektor nun – obwohl gut
situiert und erfolgreich beruflich wie privat
– spürt dabei in sich eine innere Leere,
vor allem weil er immer mit so vielen
unglücklichen Menschen zu tun hat, dass
sich dies wie ein Nebelschleier über sein
Leben legt und er fortwährend daran
denken muss, dass es auf der Welt doch
auch noch andere und schönere Bedingungen
geben müsste, als er sie zuhause
vorfindet. So macht er sich auf für eine
lange Reise, die ihn in die verschiedensten
Regionen der Erde, in die merkwürdigsten
Situationen und in Kontakt mit
den unterschiedlichsten Personen von tibetanischen
Mönchen bis hin zu Verbrechersyndikaten
führt, und erfährt dabei
die überall auf der Welt vorkommenden
Bedingungen für das Lebensglück, die
sich erstaunlicher Weise auch überall
verifizieren lassen. Er kommt dabei auf
23 Lektionen für das wirkliche Glück, die
sich in 5 Regeln – er nennt sie Glücksfamilien
– zusammenfassen lassen: Als erstes
nennt er zwei Familien des beschwingten
Glücks, also wenn man sich freut, feiert,
chillt, trinkt, liebt, aber auch freudig und
motiviert arbeitet oder sein Hobby betreibt.
Sodann folgen die zwei Familien
des stillen Glücks, die aus der Zufriedenheit
mit dem Erreichten sowie dem Verzicht
auf das Vergleichen mit angeblich
besser gestellten oder pseudoerfolgreicheren
Menschen erwachsen. Als letztes
gelangt er zu der Familie des glücklichen
Erlebens: Freundschaft, Liebe, Aufmerksamkeit
gegenüber anderen, Gefühl des
Gebraucht-Werdens, alles Faktoren, die
auch bei Lebensenttäuschungen als nützliches
Korrektiv dienen können. Infolge
all dieser Erkenntnisse gelingt es Hektor,
sein Leben wieder in feste Bahnen zu
lenken und das zu bewerkstelligen, was
er sich eigentlich immer erträumt hatte:
seinen Beruf wieder mit Freude auszuüben
und ein guter Familienvater zu werden.
Also – nach all dem, was ich mittlerweile
über Euch, meine lieben Abiturienten
erfahren habe, bin ich davon überzeugt,
dass Ihr Euch in den ersten beiden
Glücksfamilien schon einigermaßen zuhause
fühlt: das Feiern und dergleichen
sowie Euern Hobbyismus zu betreiben
versteht Ihr schon ganz vortrefflich. Und
das ist auch gut und richtig so: Ich möchte
an dieser Stelle ein bemerkenswertes
Zitat des Elternsprechers der Abiturientia
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