2016•191 - T E X T:
Aufgaben suchen). Lea und ich hatten im
Sommer aber glücklicherweise viel Besuch,
weshalb wir uns einige Zeit frei genommen
haben und im Sommer die Arbeit
nicht so entscheidend war. Seit Ende
August hat mit dem neuen, neunmonatigen
Schuljahr die aktive Phase unserer
Freiwilligenzeit begonnen. Die ersten
zwei Wochen waren ziemlich fordernd,
wir waren fast durchgängig in der Schule.
Mittlerweile sind wir gut eingespielt,
trotzdem ist kein Tag wie jeder andere.
Neues Land, neue Leute, neue Sprache –
es ist in diesem Jahr so viel passiert, so
viele Eindrücke die verarbeitet werden
müssen, dass es schwierig ist, ein spezielles
Highlight auszumachen. Besonders
schön war beispielsweise unser Karaoke
Kafékveld vor den Herbstferien, die
Schüler waren super dabei und es war
ein richtig guter Abend. Wir sind mit
den Musikwünschen kaum hinterher gekommen
und schließlich haben wir auch
noch afghanischen Tanz und eritreische
und somalische Musik zu sehen und hören
bekommen, irgendwann haben alle
mitgetanzt und es war einfach eine super
schöne, lockere Atmosphäre. On top gab
es draußen dann auch noch ein wunderschönes
Nordlicht, was will man mehr!
Auf andere Weise besonders ist mir eine
Situation mit einem Schüler aus Afghanistan
im Kopf geblieben. Er zeigte mir
Videos aus seiner Heimat, fragte mich in
gebrochenem Norwegisch/Englisch ob
ich Familie habe und hatte offensichtlich
das Bedürfnis über seine Geschichte zu
reden. An seinem dritten Tag auf Soltun.
Ich war überrascht, etwas überfordert
mit der Situation, hatte mich nicht darauf
vorbereitet. Er hatte so viel Schmerz im
Blick, er musste gar nicht viel sagen. Ich
hab mich erstmal ziemlich hilflos gefühlt,
ihm nur zuhören zu können.
Die Jungs sind super nett und ich bin total
froh, dass sie hier sind. Ein lustiger Gruß
von ihnen und meine Laune steigt gleich
an. Bei uns können die Jungs auch frei
über die Dinge reden, die ihnen nicht an
Norwegen gefallen - wir sind hier ja selber
Ausländer.
Im speziellen Lea und mir werden ab und
an auch Stücke aus der Vergangenheit,
Teile aus der Heimat, Familienbilder gezeigt,
erzählt. Es freut mich sehr, dass die
Jungs uns solche Dinge erzählen, es interessiert
mich und es gibt so vieles, was ich
einfach nicht über ihre Kulturen weiß,
dass es immer wieder spannend ist, Neues
zu erfahren.
Mit dem Hintergrund von geschichtlichen
Verbrechen, der nationalsozialistischen
Vergangenheit Deutschlands, sind
wir Freiwilligen mit ASF im Ausland -
und treffen heute wieder Menschen, die
vor Krieg und Verbrechen in ihren Heimatländern
flüchten müssen. Daher ist
es ebenso wichtig, zu einem Zeichen der
Völkerverständigung beizutragen, gegen
Diskriminierung und Rassismus, einen
„Friedensdienst“ zu leisten. In Anbetracht
der Flüchtlinge und ihrer Geschichten
wird mir aufs Neue bewusst, wie aktuell
es ist, sich für diese Themen einzusetzen.
Für mich geht es nicht nur darum, dass
aus der Geschichte gelernt werden muss
und dass die nationalsozialistischen Verbrechen
nicht vergessen werden dürfen.
Diskriminierung, Rassismus, Krieg – das
ist nicht nur Geschichte, sondern ebenso
aktuell.
In der bisherigen Zeit meines
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