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  2013•126 - T E X T:

der Unterschicht, Musiker, Handwerker
etwa, nach einem Lehrer verlangen, daß
die Oberschicht aber sowohl die Lehrer
als auch die jungen wie alten Schüler
eines Lehrers verlache. Der Verwirrung
seiner wenig konfuzianisch gesonnenen
Zeit sucht er durch das Wort des Konfuzius
entgegenzutreten, daß auch dieser der
Belehrung bedurfte und seinen Lehrer
überall dort fand, wo er nicht allein unterwegs
war. So beginnt der große Essay
mit den Worten:
Im Altertum hatten die Gelehrten notwendigerweise
einen Lehrer.
Lehrer übermitteln das Tao, vermitteln
Bildung und helfen die Zweifel lösen. Der
Mensch wird ohne Wissen geboren, er
kann also nur in Zweifel sein. Wer voller
Zweifel ist, aber keinem Lehrer folgt, dessen
Zweifel werden kein Ende finden.
Han Yu greift gleich im ersten Satz auf
die besagte Aussage von Konfuzius zurück,
doch gibt er ihr eine neue Note. Es
sind nun nicht „drei [d.h. viele], die unterwegs
sind“ und sich alsbald in Lehrer
und Schüler teilen werden, sondern es
sind die Alten, die trotz ihrer hohen, von
uns heute noch bewunderten Bildung auf
keinen Lehrer verzichten konnten und
wollten.
Natürlich denkt Han Yu hier an Konfuzius
und scheint durch die nachfolgenden
Ausführungen zu suggerieren, daß selbst
ein Heiliger wie Konfuzius nicht „ohne
Zweifel“, d.h. ohne Verwirrung (huo)
war. Was zunächst wie eine Blasphemie
wirkt, erweist sich im folgenden als
geniale Deutung. Wenn ein Zweifel nur
durch einen Lehrer gelöst werden kann,
dann bedarf es der Frage, der Fähigkeit,
Fragen zu stellen. Und so lesen wir denn
erstaunt:
Im Altertum stachen die Heiligen weit
unter den Menschen hervor, und doch
folgten sie einem Lehrer und stellten ihm
Fragen. Heute jedoch schämen sich die
Menschen, bei einem Lehrer in die Schule
zu gehen, obwohl sie den Heiligen weit
unterlegen sind.
Fragen zu stellen hat etwas mit einer
Stimme zu tun, und so verwundert es
denn auch nicht, daß in diesem Text immer
wieder das Binom wen Dao, vom Tao
vernehmen, die Rede ist. Was bei Konfuzius
implizit ist, daß nämlich jedes Alter
mein Lehrer sein kann, wird hier explizit
hervorgehoben. Einzige Voraussetzung
ist die Anwesenheit des Tao. Und so heißt
es denn:
Wo das Tao istI ist mein Lehrer.
Wie sollen wir das verstehen? „Wo ein
Lehrer ist, dort ist das Tao.“ Eine solch
umgedrehte Aussage wäre viel einfacher
nachzuvollziehen. Sie steht aber nicht im
Text, obwohl sie unausgesprochen mitgedacht
sein muß. Dennoch ist die Logik
denkbar einfach: Von einem Tao kann nur
die Rede sein, wenn es erhört worden
ist (wen Dao), und erhört werden kann
es nur von jemandem, der zum Lehrer
taugt. D.h. nicht nur der Heilige, sondern
auch das Tao ist an einen Lehrer gebunden,
damit es in Erscheinung treten kann.
Kurz, ohne Stimme und ohne Ohr kein
Tao! Stimme und Ohr, so Han Yu, sind an
kein Alter und an keinen Stand gebunden.
Daher heißt es:
Wer vor mir geboren ist, hat gewiß vor
mir das Tao vernommen. So folge ich ihm

  2013•126 - F A C T S:

Alter••Alter mein••Altertum••Anwesenheit••Aussage
Bildung••Binom••Blasphemie wirkt
Dennoch••Der Mensch••Deutung
Einzige••Erscheinung••Es sind••Essay mit
Frage••Fähigkeit, Fragen
Gelehrten
Handwerker etwa••Heilige••Heiligen••Heiliger••Heute
Konfuzius••Konfuzius entgegenzutreten••Konfuzius implizit••Konfuzius und
Lehrer••Lehrer als••Lehrer taugt••Lehrer und••Lehrer überall
Lehrer. Lehrer••Lehrer. Wie••Lehrers••Logik denkbar
Menschen••Musiker
Oberschicht
Schule zu••Schüler••Schüler eines••Stand••Stimme
Tao vernehmen••Tao.“
Unterschicht
Verwirrung••Verwirrung seiner••Voraussetzung ist
Wissen••Worten: Im
Zweifel


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