2019•097 - T E X T:
zwischen völkischer, schulischer und häuslicher Erziehung kaum gewichtet wird.
Auffallend ist die Kategorie „Sonstiges“ mit 18 Nennungen, worunter Themen wie
„Heimat“ (11 N), Beruf, „Mein Leben“, Geographie und Themen der Alltags-Psychologie
fallen.
Zwei Mal in diesem Jahrgang wurde das Thema „1. Mai“ angeboten (UIIrg). Ab dem 10.
April 1933 wurde dieser Tag als „Tag der nationalen Arbeit“ ein gesetzlicher Feiertag.
Das Dionysianum reagierte spontan: „Das neue Schuljahr begann nach der von dem
Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung angeordnete Verlängerung
der Osterferien am 1. Mai“ (72. Jb. 1933-34, S. 24).
Die Minimalnennungen bei den Kategorien „Krieg“ (2 N) und „Politik“ (1 N), Staats-
Männer als Vorbilder erhielten (noch) keine Beachtung. Während der Weimarer Republik
verschwindet das Thema „Krieg“ aus den Aufsätzen am Dionysianum. Nach der
Machtergreifung Hitlers wird ein Krieg nicht erwartet, aber auch nicht als größtes Unglück
der Völker verteufelt. Erstaunlich dagegen ist die schnelle Umsetzung der nationalsozialistischen
Ideologie in den Sommerferien zu Beginn dieses Schuljahres: Starke
Stütze der Literatur und der deutschen Geschichte (bes. im gymn. Zweig) mit ihren
Errungenschaften in der Technik (bes. im realgymn. Zweig).
Es ist erstaunlich, wie schnell die nationalsozialistische Zielsetzung umgesetzt wurde,
wie es auch auf stadtpolitischer Ebene (vgl. André Schaper: Hubert Schüttemeyer,
Rheine – GHM, 75. Ausg., S. 64-80) als auch auf kultureller Ebene (vgl. Ingmar Winter:
Hitlers totales Theater, Rheine 2007, S. 45-48) geschah. Die Anzahl der Aufsätze von
15 pro Klasse (im Schuljahr 1940/41 wird es nur noch die Hälfte sein!) ist hoch, was
von einer extensiven Auseinandersetzung und einer intensiven „Erziehung“ zur nationalsozialistischen
Ideologie mit dem Führer zeugt. Auch das Dionysianum erlebte
die „Aufbruchsstimmung“, in der anbrechenden Zeit als „Bewältigung“ der unmittelbaren
Vergangenheit und literarisch im jugendlichen Geniegeist des Sturm und Drangs!
Damit erfüllte auch das Dionysianum die frühe „Erziehung zu nationalsozialistischer
Weltanschauung und Staatsgesinnung“ als Hauptaufgabe des Unterrichts, wie Christa
Maria Gottfried in der Jubiläumsschrift des Osnabrücker Gymnasiums „In der Wüste“
(1998, S. 19) schreibt. Die Zentrierung auf die nationalsozialistische Ideologie gelang
besonders in den Schulen dadurch, dass „sämtliche Konferenzen in Zukunft nur noch
beratende Befugnisse“ hatten (ebd. S. 6).
3. Konsolidierung
Nach der Phase der „Aufbruchsstimmung“ hatte sich in den folgenden Jahren die nationalsozialistische
Staatsgesinnung „gefestigt“, was an den Aufsatzthemen in diesem
Kapitel nachzuweisen gilt. Ich habe die Jahrgänge 1935/36 und 1937/38 ausgewählt
und zeige zu Beginn die tabellarische Übersicht mit den Kategorien, um sie zu vergleichen:
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