2010•028 - T E X T:
Abiturrede des Sprechers der Abiturientia
2009, Norbert Wessendorf
Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, Liebe
Eltern und Freunde, Liebe Pädagoginnen
und Pädagogen.
Wir haben uns heute hier versammelt um
Abschied zu nehmen.
Abschied nehmen von 13 Jahren Schulzeit,
bei dem ein oder anderen waren es vielleicht
auch diverse Jahre mehr, doch nichts
desto trotz ist heute für uns alle ein besonderer
Tag.
Symbolhaft markiert er den Augenblick, an
dem das Küken das Nest verläßt.
Nun wird sich zeigen, ob elterliche Fürsorge,
Beeinflussung im Freundeskreis und
schulische Bildung den Charakter so weit
geschliffen haben, dass er stark genug ist
um in einer Gesellschaft, die von Äußerlich-
und Oberflächlichkeit bestimmt wird
, zu bestehen.
Hier trifft Darwins „survival of the fittest“
tatsächlich auf das Gesellschaftsbild zu,
denn nur der Angepasste kann sich auf ein
streitfreies, harmonisches – kurz gesagt:
ziemlich langweiliges Leben freuen.
Mit dieser Einstellung bewegt man sich gefährlich
nahe am Abgrund der fehlenden
eigenen Meinung, die man im Gruppenverband
wiederzuerlangen glaubt.
Das die Masse aber oft falsch liegt, war
schon dem griechischen Philosophen Platon
bewusst.
Zum selben Schluss kam auch der Amerikaner
Irivng Janis, nachdem er die Ursachen
für politische Debakel wie Pearl Harbor
oder den Vietnamkrieg untersucht hatte.
Denn obwohl ein Kreis kluger Köpfe die
Entscheidungsgewalt inne hatte und diesem
die Risiken der genannten Operationen
bewußt waren, beugte man sich dem
Druck, der vom Willen der Masse ausging.
Was das alles mit unserem Jahrgang zu tun
hat?
Nun, ich möchte hiermit zu noch mehr
Selbständigkeit aufrufen, zu mehr von der
Gruppe losgelöstem Denken.
Einige Lehrer haben uns das auch in aller
Deutlichkeit zu vermitteln versucht, ob es
gewirkt hat?
Das muss jeder einzelne für sich selbst herausfinden.
Über die Jahre kamen viele, für das Leben
nützliche Ratschläge aus Richtung Pult
über uns, letzten Endes liegt es wiederum
an jedem einzelnen, in wie weit er diese
beherzigt.
Sollte dies nicht eintreffen, so spielt ein
durchaus trauriger Umstand mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit eine
tragende Rolle:
Die fehlende Beziehung zwischen Lehrer
und Schüler.
Das gilt nicht pauschal, sondern beschränkt
sich eher auf Einzelfälle.
Dass es nur einige wenige sind macht das
ganze aber nicht weniger traurig.
Nimmt man einmal das Beispiel des zu
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